impressionismus  
 
  Impressionismus (Musik) 07.07.2024 19:14 (UTC)
   
 

Impressionismus (Musik)

Impression, soleil levant von Claude Monet
Impression, soleil levant von Claude Monet

Als Musik des Impressionismus bezeichnet man eine Stilrichtung der Klassischen Musik am Ende des 19. Jahrhunderts, deren Hauptvertreter der französische Komponist Claude Debussy war.

 

Impressionismus-Begriff

Der wesentliche Impuls für den musikalischen Impressionismus ging von der Malerei aus (siehe Impressionismus). Entgegen dem üblichen Arbeiten innerhalb des geschlossenen Ateliers begannen einige französische Künstler, ihnen voran Claude Monet, unter freiem Himmel (frz. plein air) zu malen. Genaue Beobachtung der Licht- und Schattenverhältnisse ließen sie mit diesen Effekten spielen, statt klaren Konturen setzten die Impressionisten der Leinwand subjektiv wahrgenommene Farbe ein, entscheidend wurde schließlich der Eindruck (frz. l'impression) des Augenblicks. Kurt Pahlen beschreibt die Atmosphäre in „Die große Geschichte der Musik“:

Der Strom fließt vorüber. Am Ufer steht ein Mensch und blickt auf das ziehende Wasser hinaus, das keine Konturen zu bilden scheint. Gleichmäßiges Licht liegt auf den Wellen. Und der Mensch, ein Maler, geht in sein Atelier und malt den Fluss. Doch eines Tages, nachdem er ihn oft gemalt hat, dünkt ihn das Bild unbefriedigend, falsch. Er nimmt die Staffelei und trägt sie an den Rand des Wassers und sieht genauer hin. Da kräuseln sich Wellen, da fällt das Licht nicht so einförmig auf die Oberfläche, wie er immer geglaubt hat, da sieht er auf einmal hundert winzige Einzelheiten. Er beginnt sie zu malen.
Neben dem Maler steht ein Musiker. Dieser vernimmt das leise Rauschen des Stromes, einförmig, unendlich. Dann, als sein Malerfreund am Ufer verharrt und den Fluss naturalistisch zu erleben beginnt, vernimmt auch er Neues, winzige Tonfolgen, jede anders als die vorige, in sich unbedeutend und doch ein Klangteppich ohne Pause.

Eine solche Haltung warf man 1887 Debussys Kompositionen als „vagen Impressionismus“ vor. Der Komponist konterte:

Die Musiker sind dazu ausersehen, den ganzen Zauber einer Nacht oder eines Tages, der Erde oder des Himmels einzufangen. Sie allein können ihre Atmosphäre oder ihren ewigen Pulsschlag erwecken.

Tatsächlich versuchten Komponisten des Impressionismus oft, äußere Eindrücke in inneren Gefühlsausdruck umzuwandeln. Debussy selbst wehrte sich allerdings gegen den Begriff. Musik galt für ihn als „Klang- und Farbkunst“.

Komponisten

Ein weiterer bedeutender Komponist des Impressionismus ist Maurice Ravel, der allerdings auch viele Werke komponierte, welche nicht als impressionistisch katalogisiert wurden. Die teilweise impressionistischen Werke von Paul Dukas sind zum größten Teil nicht mehr erhalten. In Spanien wirkten Manuel de Falla, Isaac Albéniz und Federico Mompou.Viele weitere Komponisten wie Erik Satie, Camille Saint-SaënsOttorino Respighi wurden durch Debussys Werk beeinflusst.

Synergie der Künste

Die mit Debussy befreundeten Dichter Charles Baudelaire, Paul VerlaineStéphane Mallarmé brachten ihn mit dem Symbolismus der Dichtung in Verbindung. Debussy und Maurice Maeterlinck konnten ihre Talente äußerst effektiv miteinander verbinden und brachten so die Oper „Pelléas et Mélisande“ auf die Welt. Auch seine Lieder sind von einer hohen Konzentration auf den Textinhalt und die daraus resultierende Atmosphäre gekennzeichnet. Die Musik „Prélude à l'après-midi d'un faune“ wurde später in ein Ballett umgewandelt. und

Merkmale 

Der Impressionismus kennzeichnet das Ende der Romantischen Musik. Obwohl zeitgleich noch Komponisten der Spätromantik wirkten, entwickelte der Impressionismus bereits eine eigenständige Tonsprache, die ihn von diesen Werken abhob.

Geschlossene Melodien in einem festgelegten Schema oder Satz wurden vermieden. Stattdessen ist die Melodik von einer fließenden, wellenförmigen Bewegung gekennzeichnet. In Debussys „Pelléas“ finden sich auch viele Stellen, in denen Passagen rezitativisch auf einem Ton gesungen werden; hier sind die Klangfarben des Orchesters von weitaus größerer Bedeutung als die Melodie der Singstimme.

Ein stabiles tonales Zentrum wurde häufig vermieden. Ebensowenig konnte man impressionistische Werke nicht als atonal bezeichnen. Ganztonleitern waren speziell ein Kennzeichen von Debussys Musik, auch Kirchentonleitern oder kirchentonale Wendungen wurden statt festgelegten Tonarten gebraucht. Ein oft bemühtes Beispiel für die Kennzeichen impressionistischer Musik ist die Pentatonik. Im Zuge dieser experimentellen Phase konnte sich die Dissonanz weiter emanzipieren.

Harmonisch fanden sich Rückungen statt Kadenzen und ihren Ausweitungen, frei schwebende und harmonisch ungebundene Akkorde, Bordunquinten. Klangnuancen entwickelten sich zu äußerster Wichtigkeit, die atmosphärische Stimmungen unmerklich verändern konnten.

Die Rhythmik war ebenso von einer verschleiernden, raffinierten Ästhetik geprägt. Der Eindruck eines sich stetig verändernden Klangteppichs ohne schroffe Wechsel wurde selten aufgehoben.

Das hervorstechendste Merkmal war demnach die Klangfarbe und die Instrumentierung. Typisch sind Schichtungen von musikalischen Ebenen: Ein profunder, aber nicht aufdringlicher Bass, bewegte Mittelstimmen und ein signifikantes Motiv in den Oberstimmen, das aber nicht den Gesetzen der üblichen klassisch-romantischen Verarbeitung (Diminution, Abspaltung usw.) unterworfen war, sondern eher assoziativ behandelt wurde. Ein Sonderfall ist Maurice Ravels „Bolero“.

Durch diese Elemente war es möglich, Stimmungs- und Raumwechsel innerhalb eines Werkes subtil und changierend zu gestalten, ohne dass das Werk an sich mehrere abschließende, in sich geschlossene Kleinformen wie Lieder oder deutlich vom Rest einer Oper abgetrennte Duette benötigt hätte. Innerhalb eines Aktes verlaufen sämtliche Übergänge fließend und ohne formal bedingte Pausen. Die ambivalente Harmonik sorgt dabei heute noch für Überraschungen in den Hörgewohnheiten und lässt sich oft nicht mehr nach harmonischen Gesetzmäßigkeiten festlegen.

Typische Formen der Musik des Impressionismus sind die durchkomponierte Oper (neben „Pelléas et Mélisande“ von Debussy auch „Ariane et Barbe-Bleue“ von Paul Dukas und „L'enfant et les sortilèges“ von Maurice Ravel) und sinfonische Dichtungen. Auch Klavierwerke und Lieder, die in verschiedenen Sammlungen nach Dichtern gruppiert waren, sind häufig.

 

 
 
 
 
 
 
 

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